Ob redliche Witwe, frisch Verliebte, aufopferungsvolle Märtyrerin oder idealistische Studenten – Léon Bloy führt sie alle vor. Erst zeichnet er ein klares, fast vorhersehbares Bild ihrer Lebenssituation, schildert ihren meist vorbildlichen Charakter, um dann – durch eine unerwartete Wendung, einen Neben- oder Schlusssatz – den wahren Menschen hinter der Maskerade zu zeigen: Plötzlich wird aus dem liebenden Sohn ein Vatermörder, die bewunderte Schwester entpuppt sich als Prostituierte, die angesehene Geschäftsfrau betreibt in Wirklichkeit ein Bordell. Bloy hält dem Bürgertum des späten . Jahrhunderts den Spiegel vor. Doch seine Erzählungen haben nicht an Aktualität verloren. Sie sind bitterböse, psychologisch hochinteressant und faszinierend zugleich.
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