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Geister-Krimi 59
Das Satanszeichen

Andrew Hathaway 
Richard Wunderer 
Titelbild 1. Auflage: 
Horror 
Der Alptraum eines Blutrichters Sir Harold Lamont blickte auf die Uhr und fand, daß es Zeit war für das abendliche Glas Portwein in seiner Bibliothek. Lester würde Flasche und Glas schon bereitgestellt haben. Lester war Butler bei Sir Harold, und das bereits seit zwanzig Jahren. Mit seinen zweiundsiebzig Jahren ging Sir Harold Lamont nicht mehr von seinen Gewohnheiten ab. Um acht Uhr abends trank er den Portwein, und halb neun aß er. Der weißhaarige Mann erhob sich und trat, korrekt gekleidet wie immer, auf den Flur seiner Londoner Stadtwohnung. Mit abgezirkelten Bewegungen schritt er auf die Flügeltür der Bibliothek zu, hoch aufgerichtet und würdig. Lamont war bei seiner Pensionierung wegen seiner Verdienste um die Krone in den Adelsstand erhoben worden. Nicht alle begrüßten diese Ehrung, denn in Unterweltskreisen war der alte Mann nur als der »Blutrichter« bekannt. Die nüchterne Tatsache war, daß Sir Harold Lamont einen Rekord in der britischen Gerichtsstatistik hielt. Er hatte während seiner Laufbahn als Richter die meisten Todesurteile ausgesprochen. Inzwischen lebte er zurückgezogen und betätigte sich als Rechtsgelehrter. An all das dachte Sir Lamont jedoch nicht, während er auf seine Bibliothek zuschritt. Seine Gedanken beschäftigten sich ausschließlich mit der Zeremonie des Portweintrinkens, eine Eigenheit des alten Mannes. Er dachte nie an mehrere Dinge gleichzeitig, weil er dadurch abgelenkt wurde und sich nicht auf das jeweils Wichtigste konzentrieren konnte. Die nervige Hand des Richters berührte den Messingknopf. Mit einem energischen Ruck öffnete er die Flügeltür und betrat die Bibliothek. Mitten im Schritt stockte sein Fuß. Seine scharfen stahlblauen Augen weiteten sich für einen Moment, dann zogen sie sich zu ganz schmalen Schlitzen zusammen. Kein Gedanke mehr an den Portwein. Schritt für Schritt trat Sir Harold Lamont in die Bibliothek, von deren Kronleuchter eine bluttriefende Henkersschlinge herunterhing.