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Geister-Krimi 384
Das unheimliche Haus

Edgar Tarbot 
Friedrich Tenkrat 
Titelbild 1. Auflage: 
Horror 
Sie ahnte, daß sie in dieser Nacht sterben würde und hatte Angst. Die Dunkelheit war erfüllt von unheimlichen Geräuschen. Cycley Parrish lag in ihrem Bett und wagte kaum zu atmen. Ihr Herz klopfte heftig, und der Puls raste, aber sie wußte nicht, was der Grund für ihre Todesfurcht war. Über das Glas des Fensters schienen Finger zu wischen. Cycley erschrak, und als sie zum Fenster blickte, vermeinte sie eine häßliche Fratze zu sehen, die zu ihr hereinstarrte. "Nein!" stöhnte das rothaarige Mädchen und verkroch sich unter der Decke. Cycely Parrish war eine ausgesprochene Schönheit. Sie war neunzehn, und bis vor kurzem hatte sie geglaubt, die Welt erobern zu können, aber dann war sie in dieses unheimliche Haus eingezogen, und bald danach hatte sie zunehmend an Depressionen zu leiden begonnen. Alpträume suchten sie fast jede Nacht heim, und es kristallisierte sich für sie auf eine rätselhafte Weise immer mehr heraus, daß sie ihren zwanzigsten Geburtstag nicht erleben würde, wenn sie in diesem Haus wohnen blieb. Mehrmals hatte sie bereits den Entschluß gefaßt auszuziehen, doch aus irgendeinem unerfindlichen Grund war es jedesmal nur beim Entschluß geblieben. Vielleicht lag es darin, daß der Mensch die Dinge am Tage anders sieht als in der Nacht. Vieles, was einen in der Dunkelheit erschreckt, entpuppt sich bei Tag als völlig harmlos. Und Cycelys Probleme, die sie nachts kaum zur Ruhe kommen ließen, sahen bei strahlendem Sonnenschein so nichtig aus, daß sie es für lächerlich erachtete, ihretwegen dieses preiswerte Zimmer aufzugeben. Irgendwo ächzte der Boden, und Cycely Parrish rieselte es eiskalt über den Rücken. Befand sich jemand in ihrem Zimmer? Das zitternde Mädchen mußte all seinen Mut zusammennehmen, um. die Decke zur Seite werfen zu können. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie in die Finsternis. Nichts. Cycely atmete erleichtert auf. Niemand war im Raum. Jedenfalls niemand, den das Mädchen hätte sehen können. Draußen heulte der Wind ums Haus. Er rüttelte und zerrte an den Fensterläden. Es war eine stockfinstere Nacht, bewölkt, und weder Mond noch Sterne waren zu sehen. Cycely setzte sich zaghaft auf. Fröstelnd rieb sie ihre nackten Oberarme. Im Haus knarrte eine Tür, und dann waren schlurfende Schritte zu vernehmen.