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Geister-Krimi 334
Nacht der Dämonen

Gerald Morphy 
Titelbild 1. Auflage: 
 Horror
Das Verhalten der Leute in dem kleinen belgischen Dorf hätte einen weniger Arglosen als mich
warnen müssen. Sobald ich mich nach dem Gasthof erkundigte, schauten sie mich erst erstaunt an,
dann mitleidig und schließlich verwundert und nannten andere Adressen, in denen man ebenso billig
eine Unterkunft finden konnte. Zwangsläufig landete ich in dem Hotel, das ich suchte, nicht zuletzt,
um den Dingen auf den Grund zu gehen.
Der Schankraum schien leer zu sein. Jedenfalls bemerkte ich keinen Menschen. Erst als ich näher trat,
erkannte ich eine alte Dame, die sehr gebrechlich und sehr aufrecht hinter einem Glaskasten stand, der
die linke Hälfte der zinkbeschlagenen Theke einnahm.
Die Vitrine mit bunten Postkarten, Prospekten dieses Teils der Ardennen und allerlei Süßigkeiten, die
ihre besten Jahre hinter sich haben mochten, verzerrte das Gesicht der alten Frau unmäßig. Die
Tränensäcke wirkten noch größer, die bleigrauen Ringe unter den hohlen Augen beherrschten das
Gesicht, das puderbedeckte Antlitz wirkte verfallener als unter besseren Bedingungen.
Da war ein Ausdruck in den Augen, der mich erschrecken ließ.
Leblos verharrte die Frau, die ich auf mindestens siebzig Jahre schätzte, in ihrem Versteck und
musterte mich aus erfahrenen Augen von einem erstaunlich reinen leuchtenden Blau. Überhaupt waren
es diese Augen, die in dem erstarrten Gesicht mit schiefen Lippen und faltiger Haut, das wie eine
Maske aus Puder und Creme wirkte, eine Spur von Anziehungskraft besaßen.
Ich konnte nur hoffen, daß die Betten in diesem Etablissement jünger waren als ihre Besitzerin. Dem
Hotel konnte ich nach erstem Augenschein höchstens die Bezeichnung Herberge einräumen. Denn
jeder Stein atmete Verfall.