Impressum
   
Startseite
   
Verzeichnisse
   
Phantastische Bücher und Hefte
   
Buecher
   
Fantasy/<BR>SF-Hefte
   
Horror-Hefte
   
Magazine<BR>Fan-Veröf.








Geister-Krimi 328
Der Unheimliche von Kilmoore (Ü)

William Perry 
Titelbild 1. Auflage: 
 Horror
Mindestens zum dreißigstenmal, seit der Zug London verlassen hatte, sah Brenda Weston vom »Mord
im Puppentheater« auf, und jedesmal begegneten ihre Augen denen des Mannes, der ihr gegenüber saß.
Mrs. Weston ärgerte sich. Es war irritierend, so unablässig beobachtet zu werden, und immer mit
einem leichten, höhnischen Lächeln.
Aber noch mehr störte es sie, daß sie sich dadurch beirren ließ. Brenda Weston wandte sich wieder
ihrem Buch zu, fest entschlossen, sich auf den ermordeten Direktor des Marionettentheaters zu
konzentrieren. Die Mordgeschichte, die Mrs. Weston las, war eine von den Storys, in denen sich
sämtliche aufregenden Ereignisse in den ersten Seiten zusammenballen, um sich dann in endlosen
Schlußfolgerungen fortzusetzen und schließlich mit einer pseudowissenschaftlichen Lösung zu enden.
Ihr ohnehin nur oberflächliches Interesse war endgültig dahin. Einige Male hatte sie entscheidende
Wendungen im Roman glatt überlesen. Allmählich wurde ihr bewußt, daß ihre Augen seitenlang
Buchstaben für Buchstaben aufgenommen hatten, ohne das geringstevon ihrem Sinn ihrem Verstand
mitzuteilen. Brenda Westons Gedanken beschäftigten sich nicht im entferntesten mit dem ermordeten
Direktor. An die Oberfläche ihres Bewußtseins trat immer klarer das Gesicht des Mannes, der in der
Ecke des Zugabteils saß.
Ein merkwürdiges Gesicht, dachte Mrs. Weston. Wieso hatte sie sich in dieses Abteil gesetzt7 War er
schon dagewesen, als sie hereinkam? Oder war er erst später zugestiegen? Seltsam, daß sie sich nicht
daran erinnern konnte. Wieder blickte sie auf den Mann. Sein Anzug schien aus einer längst vergangenen
Zeit zu stammen und umschlotterte seine große, magere Gestalt. Alles an ihm wirkte verblichen
und verschwommen. Sein Gesicht war so blaß wie das eines Toten. Es flößte Brenda Weston Furcht
ein. Sie räusperte sich, rückte auf ihrer Sitzbank hin und her, hob den Kriminalroman vor ihre Augen
und errichtete so eine Barriere zwischen sich und ihrem Gegenüber. Doch das war völlig sinnlos. Es
war ihr, als erschien plötzlich sein Gesicht auf den Seiten ihres Buches.