Über Los Angeles lag dichter Nebel. Wie Teufelsklauen verschwammen die Nebelfetzen mit der Stadt. Die Lichter der Start- und Landebahnen wirkten wie einäugige Götzen. Kalt und leblos. Trotz der milchigen Suppe erteilte der Tower Starterlaubnis. Um acht Uhr fünfzehn hob die DC-8-55F mit röhrendem Triebwerk von der Startpiste ab. Ein metallener Vogel, der donnernd in die Höhe stieg und zwischen den tiefhängenden Wolken verschwand. Die vier Strahlmotoren unter den Flügeln arbeiteten reibungslos. Die Frachtkapazität der DC-8-55F betrug 40 000 Kilogramm. An Bord des Flugzeuges befanden sich 180 Passagiere, der Flugkapitän, der Zweite Offizier, der Flugingenieur und vier Stewardessen. Die Flughöhe betrug um diese Zeit 10 000 Meter. Die Fluggeschwindigkeit lag zwischen 800 und 900 Kilometer. Die Sicht: leicht bewölkt mit einzelnen Nebelfeldern. Die Verhältnisse änderten sich erst, als der Mississippi und die Stadt St. Louis unter ihnen auftauchte. Nach dem Frühstück – es gab Toast, Butter, Fruchtkonfitüre, Ei, Schinken und starken Kaffee – erreichte das Flugzeug Washington. Dort machte die DC-8-55F Zwischenlandung. Man tankte und flog eine halbe Stunde später weiter nach New York. Im Cockpit, hinter dem Steuerknüppel, saß Kapitän Harris. Ein alter Flughase mit über tausend Flugstunden auf dem Buckel. In der Fliegerei ein unumkröntes As. Dazu glücklich verheiratet und trotz seines Alters ein harter, durchtrainierter Bursche. Außerdem sah er jünger aus und wirkte auf Frauen wie Blüten auf die Bienen. Aber, und das mußte man respektieren, außer leichten Flirts blieb er ein makelloser Ehegatte. Das Haar war dunkelbraun. Die Stirn lag meistens in Falten und nur die Nase – sie war etwas zu klein geraten – paßte nicht so recht in das frisch wirkende Gesicht. Wie verspielt glitten die Fingerspitzen über das Höhenruder. Mechanisch, ohne Hast, dirigierte er das Flugzeug auf den richtigen Kurs. Für Harris flog die Zeit nicht weg und auch das Landungsziel war unmöglich zu verfehlen. Routinemäßig überprüfte er die einzelnen Instrumente. Er nickte zufrieden und blickte dann von der Instrumententafel aus auf seinen Nebenmann. Dabei lehnte er sich zurück in den bequemen Flugsessel. »Bald haben wir es geschafft«, sagte er. Mehr oder weniger war es eine nüchterne, sachliche Feststellung. »Wie wäre es, wenn wir in New York anständig einen auf den Putz hauen?«
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