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Geister-Krimi 314
Die Statue des Todes

Tobias Grant 
W. J. Tobien 
Titelbild 1. Auflage: 
Horror Arius  5
Paul Marscher hatte eine Bombenlaune. Fröhlich vor sich hin pfeifend spazierte er über den Ku´damm
Richtung Halensee.
Die Sonne schien, ein lauer Wind wehte. Ein Wetterchen zum Reinbeißen. Die Mädchen trugen kurze
Röckchen. Wohin man auch blickte, überall lange schlanke braungebrannte Beine. War schon irre, so
einfach durch den Frühling zu marschieren, ohne Ziel, ein paar Blicke in die Schaufenster zu werfen
und wissend, daß man in wenigen Stunden etliche Geldscheine in den Taschen haben würde.
Paul Marscher war ein kleiner, lausiger Taschendieb, und wenn er einmal großes Glück hatte, dann
versuchte er sich am Bahnhof Zoo an den Koffern der Reisenden. Heute hatte er Glück gehabt. Ein
metallener Koffer war es gewesen. Ziemlich schwer und unhandlich, aber irgendwie nach etwas
aussehend. Der rechtmäßige Besitzer hatte den Fehler begangen, seinen Koffer für einige Sekunden
aus den Augen zu lassen. Marscher hatte sofort zugeschnappt und dann die Beine in die Hand
genommen, und schon gehörte der Koffer ihm. Ja, so einfach war es gewesen.
Nachdem er einige Haken geschlagen mid einen riesigen Umweg gemacht hatte, setzte er sich in den
91er Bus und fuhr nach Hause.
Das kleine Zimmer im Hinterhaus einer abrißreifen vierstöckigen Bude paßte so recht zu Marscher. Es
war genauso schäbig wie sein Mieter, hatte keine Toilette, die war eine halbe Etage tiefer und ständig
besetzt, doch das störte ihn nicht.
Er warf den Koffer auf die schmuddelige Liege. Natürlich war das Ding verschlossen, aber mit einer
Gabel und einem Schraubenzieher dauerte es nicht einmal eine Zigarettenlänge.
Er klappte erwartungsvoll den Deckel hoch. Der Tod grinste ihn an...
Der Koffer war vollgestopft mit Anziehsachen, und die waren allererster Qualität. Obenauf lag eine
kleine Statue. Sie war vielleicht handtellergroß und erschreckend häßlich. Sah aus wie die
Horrorschnitzerei eines afrikanischen Medizinmannes. Sie bestand nur aus Kopf und Beinen. Der
Rumpf fehlte völlig. Das zierlich gearbeitete Gesicht der Statue war länglich. Tiefliegende Knopfaugen,
die seltsam glitzerten, von innerem Feuer erfüllt. Eine schmalgradige Nase, spitz zulaufend,
aber das Abstoßenste war der Mund. Dünnlippig hervorgehoben, leicht geöffnet und zu einem grausamen Grinsen verzogen.