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Geister-Krimi 266
Die Geisterreiter

Gordon Walby 
Titelbild 1. Auflage: 
 Horror
Das Hochhaus in Coaldwell, ein Gebilde aus Glas, Stahl und Beton, wirkte abstrakt wie ein neuer Grabstein inmitten eines alten Friedhofs, ein Totenpfahl zwischen Bauernhöfen, Fachwerkbauten und strohbedeckten Katen. Jeder haßte das landschaftsschändende Monstrum. Trotzdem war es bewohnt.
Reges Leben herrschte in dieser Nacht des Johannistages. Viele Fenster waren noch erleuchtet, und die Fahrstühle summten auf und nieder. Es war eine klare Nacht, und das Mondlicht ließ die Metallfassade silbern glänzen, verzauberte sie in ein unwirkliches Gebilde aus einer anderen Welt.
Störend wirkte der große dunkle Klumpen. Er hing an der Südseite in etwa dreißig Meter Höhe. Still und bewegungslos klebte er an der Metallverkleidung. Eine stumme Drohung. Jeden Augenblick konnte Leben in ihn kommen, er sich weiter bewegen auf das hellerleuchtete Fenster zu, hinter dem gelegentlich das Schattenbild einer Frau sichtbar wurde.
Seit einer halben Stunde lauerte das Dunkle, Unbekannte, wartete auf den Augenblick des Zuschlagens – und der würde mit Bestimmtheit irgendwann in dieser Nacht kommen.
Eine Gruppe lachender Menschen ging vorbei, zwei von ihnen betrachteten den klaren Sternenhimmel.
Niemand sah das Schwarze an der Hauswand. Eine weitere Viertelstunde verging. Erst dann ging das Licht hinter dem bewußten Fenster aus. Mrs. Felder hatte sich zur Ruhe begeben.
Der schwarze Klumpen hing noch immer bewegungslos an der Außenmauer, rückte keinen Zentimeter vor. Hatte er sein Vorhaben aufgegeben? Dieses rätselhafte Wesen dachte nicht an Aufgabe. Es konnte warten, kannte den Begriff Zeit nicht, und es lag in seiner Art, das Opfer in Sicherheit zu wiegen, wie sich dessen gewiß, am Ende doch als Sieger hervorzugehen. Immer und überall. Ein Ruck ging durch das klumpige Gebilde. Es streckte sich, wurde länger. Und dann kletterte er wieselschnell an der senkrechten Wand hinauf, überwand spielerisch die restlichen fünfzehn Meter. Wie witternd verhielt es unter dem nun dunklen Fenster.
Ein leises Klirren ertönte. Plötzlich schwang das Fenster nach innen. Der Weg war frei...