|
Am 13. Oktober kurz vor Mitternacht lastete über Norcott Castle tödliche Stille, Lord Randolph Norcott lag im Sterben. Vor wenigen Minuten war nach einem Blitzschlag die Stromversorgung ausgefallen. Die Verwandten des alten Lords hatten sich daher bei Kerzenlicht im Schlafzimmer versammelt. Erst seit einer knappen Minute schwieg das Unwetter, das über diesem Teil Schottlands niedergegangen war. Es war, als hielte die Natur für kurze Zeit den Atem an. Das einzige Geräusch im Zimmer war das schwere Atmen des alten Lords. Keuchend richtete er sich noch einmal in seinen Kissen auf. Seine Verwandten stützten ihn. Aller Augen hingen an seinen bebenden Lippen. »Die Bibliothek!« rief Lord Norcott ächzend. »Ich beschwöre euch, verschließt die Bibliothek! Auf ewig´. Niemand darf an die Bücher! Versprecht es mir! Schwört mir, daß . ..« Er konnte nicht weitersprechen. Erschöpft sank er in die Kissen zurück. Nach einem letzten Atemzug fiel sein Kopf auf die Seite. Lord Randolph Norcott war tot und hatte seinen Verwandten als letztes Vermächtnis eine räselhafte Bitte hinterlassen.
|
